Warum Home Office kein Mitarbeiter-Benefit (mehr) ist

18.02.22 | HR & Mitarbeitende

Für mich ist das dauerhafte Arbeiten im Homeoffice Stress pur.“, sagte mir kürzlich eine gute Geschäftsfreundin als wir uns zum Lunch trafen. „Ab und zu ist das hilfreich, doch nicht andauernd. Tagsüber schaffe ich weniger, wenn mein Sohn zuhause ist und dann muss ich bis in den späten Abend hinein vieles, was liegengeblieben ist, nachholen. Teilweise sitze ich bis halb elf am Rechner.“ Als sie mir das berichtete, sah ich Tränen in ihren Augen.

Das war für mich der Anlass, mich einmal genauer mit dem Thema „Homeoffice als Mitarbeiter Benefit“ zu befassen.

Viele deutsche Unternehmen bieten auf ihren Homepages unter dem Menüpunkt „Karriere“ unterschiedlichste Nebenleistungen für Mitarbeitende an. Das ist klasse und zeitgemäß. Ein Benefit, der sehr häufig erwähnt wird, ist „Homeoffice“. Das klingt dann etwa so: „Wir bieten unseren Mitarbeiter:innen viele zusätzliche Leistungen, die ihnen das Leben erleichtern. Für eine optimale Arbeitszeitgestaltung bieten wir flexible Arbeitszeiten, und Home Office-Möglichkeiten“.

Gerade in der Covid-Pandemie hat Bedeutung von Homeoffice aus bekannten Gründen stark zugenommen. Einige Mitarbeitende sind seit nunmehr zwei Jahren komplett im Homeoffice, in anderen Unternehmen wechselt man sich so ab, dass man möglichst wenige Berührungspunkte zu Kolleginnen und Kollegen hat.

Ein Freund von mir arbeitet bei Bertelsmann und er lobt die Fortschrittlichkeit des Unternehmens in der Pandemie und den Umgang mit dem Homeoffice. Selbst die Arbeitsverträge seien bei Bertelsmann bereits auf dieses „New Normal“ des Arbeitens angepasst. Andere Homeworker aus meinem persönlichen und beruflichen Umfeld berichten Ähnliches. Sie finden Homeoffice klasse.

Es gibt allerdings auch diejenigen, die die Nase voll haben von zu Hause aus zu arbeiten, wie oben genannte Mutter, die eher mit der Situation überfordert ist. Ab und zu, das sei ja schön und gut, aber nicht permanent. Was früher als attraktiv und fortschrittlich erschien und heute als normal gilt, ist für Viele nicht mehr gut, sondern wird zunehmend zu einer Belastung . Das hat diverse Gründe. Homeoffice, Remote Work, mobiles Arbeiten, flexibles Arbeiten – egal welchen Begriff man in diesem Zusammenhang verwendet -, diese Form des Arbeitens bringt auch Probleme mit sich und hat negative Folgen.

Studien belegen, dass Homeoffice Stressfaktoren mit sich bringt. Ablenkungen summieren sich, die Produktivität wird geringer, es gibt Unterbrechungen. Hört sich alles nicht dramatisch an, doch in der Summe kann das sowohl für den Arbeitgeber als auch für die Arbeitnehmenden Folgen haben. Wie bei obiger Geschäftsfreundin sieht es in vielen Familien aus. Die Arbeit will erledigt werden, die Familie will bekocht werden und jedes Familienmitglied will zwischendurch Aufmerksamkeit. Egal, ob es die Mutter oder der Vater sind, der im Homeoffice arbeitet – oder beide -, man will sich auf seinen anspruchsvollen Job konzentrieren und die Arbeit erledigen. Verständnis seitens der Kinder für die Situation der Eltern? Kaum vorhanden. Wie auch? Sie kennen die Situation nicht und können sich schwer hineinversetzen.

Ablenkungen und Unterbrechungen sind es, die die Belastungen von Arbeitnehmer:innen im Homeoffice erhöhen. Noch vor der Corona-Pandemie hat die AOK 2019 in einer Umfrage ermittelt, dass Arbeitnehmer:innen, die von zu Hause aus arbeiten, belasteter sind als jene, die ihren gewohnten Büro-Arbeitsplatz nutzen. Daraus resultierten einige gesundheitliche Probleme, so das Ergebnis der Umfrage, wie Schlafstörungen, Erschöpfungszustände oder Schwierigkeiten mit der Konzentration. Lärm, z.B. von Nachbarn, dem Straßenverkehr oder bellenden Hunden, tragen dazu bei, dass der Stresslevel steigt.

Doch wo Schatten ist, da ist natürlich auch Licht. Selbstverständlich fördert das Arbeiten von zu Hause aus auch die Flexibilität der Mitarbeitenden von Unternehmen. Die oben erwähnten gesundheitlichen Probleme und psychischen Belastungen sind vorhanden, doch insgesamt melden sich im Homeoffice tätige Mitarbeitende seltener krank. Knapp acht Tage Fehlzeiten bei den Homeworkern im Vergleich zu ca. zwölf Tagen bei den Büro-Arbeiter:innen.

Außerdem geht die Arbeit vom Homeoffice aus mit einer höheren Arbeitszufriedenheit und mehr Autonomie einher, so die o.g. AOK-Umfrage. Zwei Drittel der Befragten gab sogar an, dass sie von zu Hause aus mehr Arbeit bewältigen könnten. Das berichtete mir auch o.g. Freund, der bei Bertelsmann arbeitet. Er sei insgesamt produktiver und genieße die Zeitautonomie, der nun habe.  Das läge auch daran, dass er ein separates Arbeitszimmer habe und seine Frau ihm nachmittags, wenn die Kinder zu Hause seien, den Rücken frei hielte. Seinen Arbeitstag könne er – in einem gewissen Rahmen – frei gestalten. Dieses Vertrauen, das sein Arbeitgeber in ihn und seine tausenden Kollegen habe, nutze er nicht aus, sondern arbeite im Gegenteil mehr als noch zu Bürozeiten.

Wie alles im Leben, so hat also auch das Homeoffice zwei Seiten einer Medaille. Was des einen Freud, ist des anderen Leid. Und das ist auch Ok so. Die o.g. Mutter, deren Sohn ab mittags zu Hause ist, hat einen anderen Home Office-Alltag hat als mein Freund bei Bertelsmann. Sie sagt, dass permanentes Homeoffice „die Hölle“ sei. Er sagt, dass er einen Home Office-Vertrag bei seinem Arbeitgeber unterschrieben habe, der es ihm ermögliche, auch nach der Pandemie täglich von zu Hause aus zu arbeiten.

Und genau darum geht es doch grundsätzlich bei Mitarbeiter-Benefits. Es geht um den Menschen. Das Individuum mit seinen persönlichen Vorlieben. Die eine Mitarbeiterin findet beispielsweise die Fitnessstudio-Mitgliedschaft total klasse und ist ihrem Arbeitgeber sehr dankbar dafür. Und ein Kollege von ihr kann das gar nicht nachvollziehen, denn er würde in seiner Freizeit gerne eine Sprache lernen und findet z.B. ein Babbel-Abo als Benefit perfekt.

So unterschiedlich die Menschen sind, so vielfältig sollten auch die Benefits in Unternehmen sein, die angeboten werden. Gerade heute, wo der Spagat zwischen Privatem und Berufsleben immer herausfordernder wird, sollten Unternehmen auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden eingehen. Sie sollten, nein müssen, die aktuellen Lebensphasen ihrer Angestellten berücksichtigen und ihnen bei Schwierigkeiten zur Seite stehen. Warum? Weil sie dadurch als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden und die Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden erhöhen. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich Mitarbeitende mehr mit dem Unternehmen identifizieren und es verringert zugleich die Fluktuationsrate. Je geringer die Fluktuation heute in Unternehmen ist, desto besser ist dies in einem hart umkämpften Arbeitsmarkt. Es spart Kosten und erhält die Wettbewerbsfähigkeit.

Erwiesen und durch Studien und Umfragen belegt ist, dass glückliche Mitarbeitende sich stärker für ihren Arbeitgeber und in ihrem Job engagieren und produktiver sind, wenn sie zufrieden sind. Arbeitgeber können viel zur Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden beitragen und somit die Produktivität in ihrem Unternehmen steigern – sie müssen es nur wollen.

Was würde denn in Deiner Situation helfen, wenn Du Dir etwas wünschen könntest?“, fragte ich die Geschäftsfreundin im eingangs erwähnten Gespräch. „Dass auch jemand zwischendurch mal etwas für mich erledigt. Letztens hat unsere Spülmaschine den Geist aufgegeben. Es hat mich Stunden gekostet, um einen Termin bei einem entsprechenden Servicetechniker zu vereinbaren. Zeit, die mir anschließend fehlte und mich gestresst hat. Ich habe wieder bis spät am Abend gearbeitet und bin dann erschöpft ins Bett gegangen.

Ich habe ihr dann unseren FeelGood-Service kurz präsentiert und ihr erläutert, dass dieser genau dafür konzipiert wurde. Um Mitarbeitende – egal ob im Homeoffice oder Büro – in allen Lebenssituation zu unterstützen, damit sie sich auf ihren Job fokussieren können und abends nicht völlig erschöpft ins Bett fallen. Nun liegt unsere Präsentation bei der Personalchefin meiner Geschäftsfreundin. Ich bin gespannt, ob diese innovativ und zukunftsgerichtet denkt und unseren Mitarbeiter-Benefit im Unternehmen implementiert.

Ob Homeoffice ein Benefit ist oder nicht, liegt im Auge des Betrachters. Wenn es den Mitarbeitenden und dem Unternehmen einen Zusatznutzen bringt, dann ist es ein Benefit. Wenn nicht, dann nicht. Fakt ist jedoch, dass fast 90 % der Arbeitnehmer:innen in Deutschland finden, dass der negative Stress in der Arbeitswelt steigt >>> Studie. Gerade weil der negative, also krank machende, Stress steigt und sich der Fachkräftemangel in den kommenden Jahren noch verstärken wird, muss es auch im Interesse der Unternehmen liegen, ihre Mitarbeitenden zu unterstützen. Mit Obstkorb und Fitnessstudiomitgliedschaft alleine ist es nicht getan. Da muss mehr kommen…

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